Der stationäre Einzelhandel und andere kleine Unternehmen sind die großen Verlierer in der Corona-Zeit. Um zu dieser Einsicht zu gelangen, bedarf es keiner Internetrecherche. Jeder der sich in seiner lokalen Umgebung und in seiner Region mit offenen Augen umschaut, wird es erkennen.
Wir haben es hier also mit einem praktischen Problem zu tun, dass nicht von außen kommuniziert werden muss. Es existiert, man sieht es tagtäglich.
Anders verhält es sich mit den tiefer liegenden Ursachen für die aktuellen Problematiken: Diese werden erst irgendwie empfunden, dann sollten sie analysiert und schlussendlich bekämpft werden.
Dass wir nicht im „freiesten Staat, der je auf deutschem Boden existierte“, leben und auch nicht ein Land bewohnen, in „dem man gut und gerne lebt“, merkten manche Menschen 2015 und viele mehr erst seit einigen Monaten.
Denn: Die aktuelle Krise wird von den wirklich Mächtigen dazu genutzt, um die Gesellschaft nach ihren Vorstellungen umzubauen. Stichwörter sind hier die mit Eile betriebene Digitalisierung, der Ausbau der Überwachung und die Spaltung des Volkes in Regierungsgläubige und Kritiker.
Dass man die Lippenbekenntnisse „unserer“ Politiker in puncto Zusammenhalt und Solidarität als eben solche ablegen kann, ist vielen bewusst.
Doch was tun, wenn von „oben“ absichtlich nichts getan wird, um die Verwerfungen hier „unten“ zumindest etwas abzufedern?
Am Beispiel des Einzelhandels und seinem übermächtigen Gegenpart, dem Onlinehändler Amazon, sollen hier ein paar Möglichkeiten aufgezeigt und auch der Blick über die Landesgrenzen hinaus geworfen werden.
Wie eingangs erwähnt, leiden die kleinen Geschäfte und deren Inhaber in der aktuellen Situation. Doch wo Verlierer, da zwangsweise auch Gewinner.
Amazon ist einer der „big global Player“, die ungemein durch die Corona-Krise profitieren. Bis zu 40 Prozent mehr Umsatz konnten in den letzten Monaten erzielt werden und machten deren Chef, Jeff Bezos, zum reichsten Menschen der Welt.
Aber für die Wahnsinnsgewinne, die auf globaler Ebene erzielt wurden, gab es hingegen nur lächerliche Corona-Zuschläge für die Mitarbeiter. Der Leistungsdruck, ohnehin schon enorm hoch, ist weiter gestiegen und die Arbeitsbedingungen verschlechterten sich ebenfalls.
Umso erfreulicher waren da die Nachrichten, die uns vor wenigen Wochen aus Frankreich erreichten. Dort rief man zum radikalen Boykott von Amazon auf. Die Forderungen wurden dort sogar von regionalen Politikern mitgetragen.
Wir verweisen auf: Wegen Corona-Lockdown: Franzosen rufen zum Amazon-Boykott auf – watson
In der Nähe der französischen Gemeinde Montbert plant der US-amerikanische Konzern ein riesiges Logistikzentrum zu bauen. Medienberichten zufolge sollen dabei 800 Arbeitsplätze entstehen. Anwohner befürchten jedoch, dass dafür viele kleine Geschäfte in der Region schließen müssen. Es kam vor Ort zu Protesten.
Pascal Fremont, einer der Demonstranten erklärt:
“Wir kämpfen gegen Amazon und seine Welt, diesen digitalen Kapitalismus. Der französische Präsident spricht davon, dass wir ein souveränes Land sind. Aber tatsächlich laden wir amerikanische Firmen ein, hier Handel zu treiben. Dabei haben wir selbst ein Netzwerk, dass imstande ist, Dinge zu verkaufen.“
Gwen, eine weitere Demonstrantin klagt an:
“Kleine Läden sind geschlossen. Die Leute reden davon, kleine Buchläden zu schützen. Und dann plant Amazon dieses riesige Warenhaus.”
Wir verweisen auf: Proteste gegen neues Amazon-Logistikzentrum in Frankreich – YouTube
Und auch in Deutschland regt sich endlich kreativer Protest und Widerstand:
Am sogenannten „Black Friday“ blockierten politische Aktivisten die Münchener Amazon-Zentrale, in dem sie eine Paketmauer errichteten. Die Pakete waren mit Vorwürfen beschriftet, wie Inkaufnahme von Umweltzerstörung, die Verdrängung des Einzelhandels und dem Anheizen des weltweiten Konsumwahns.
In Werne (Standort des Amazon-Logistiklagers in NRW) rief die Gewerkschaft verdi zum Protest auf, um sich zum hundertsten Male für einen Tarifvertrag des Einzelhandels einzusetzen, der seit Jahr und Tag vom reichsten Menschen der Welt und seinen Zuarbeitern blockiert wird. Einige hunderte Protestierende fanden sich ein, um unter anderem mit einem Autokorso auf sich aufmerksam zu machen.
Wir verweisen auf: Amazon-Streik in Werne: Polizei warnt vor Beeinträchtigungen wegen Autokino-Protest (hellwegeranzeiger.de)
Der organisierte Protest der möglichst Vielen ist eine grundsätzliche Option, um auf sich aufmerksam zu machen und seine Ziele zu erkämpfen.
Der Widerstand im Kleinen und Stillen sollte aber nicht unterschätzt werden.
Was kann getan werden?
– Kauft lokal und regional!
– Boykottiert Amazon! Wenn ihr online bestellt, dann auf den Netzseiten der kleineren Händler!
– Klärt andere auf!