Wenn zu einem unrunden Jahrestag ein Ereignis politische Schlagzeilen macht, welches in den vorangegangenen Jahren relativ wenig mediale Beachtung fand, kann man davon ausgehen, dass dieses Ereignis für oder in einem aktuellen Kontext instrumentalisiert wird.
Eher durch Zufall stießen wir in linksliberalen, ergo systemtreuen Twitter-Beiträgen auf den hashtag „srebrenica27“. Oder sowas ähnliches.
Spielten die Vorgänge in der bosnischen Stadt Srebrenica in den vergangenen Jahren eine eher untergeordnete Rolle, sieht man von den Protesten gegen die Verleihung des Literaturnobelpreises 2019 an den damals wie heute sachlich über dieses Thema schreibenden Peter Handke ab, so feuert man diesmal aus allen Medien-Rohren.
Beispiele: https://taz.de/Jahrestag-Genozid-von-Srebrenica/!5863966/
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/niederlande-entschuldigung-srebrenica-100.html
Warum ist das dieses Jahr so?
Es soll uns suggeriert werden, dass die seinerzeitigen Geschehnisse auch oder vor allem passieren konnten, weil der Westen mit seinem Militär damals nur zögerlich in den innerjugoslawischen Konflikt eingriff. Das angebliche Massaker an der muslimischen Bevölkerung soll sich vor den Augen niederländischer Blauhelme abgespielt haben, die bewußt nicht eingriffen. Ob es vielleicht gar keinen Grund für ein Eingreifen gab, wird nicht hinterfragt.
Die beabsichtigte Reaktion aber, welche beim Lese- und TV-Konsumenten erzeugt werden soll, liegt auf der Hand: Gut, dass wir diesmal dank unserer weitsichtigen Politiker eine aktiv-kämpferische Rolle im Konflikt in der Ostukraine einnehmen. Gut, dass wir milliardenschwere Hilfspakete schnüren, Waffen liefern und ukrainische Soldaten an unseren Waffensystemen hierzulande ausbilden. Es darf sich ein Völkermord wie damals nicht wiederholen. Diesmal schauen wir nicht weg.
Dass die Vorgänge in der ostbosnischen Stadt nicht dem entsprachen, was wir glauben sollen und demnach sich für kritische Zeitgenossen eine ebensolche Parallele zum westlichen Mainstreammedien-Narrativ über den Ukrainekonflikt und v.a. der ihm seit 2014 vorrausgegangenen Entwicklung ergeben, steht freilich auf einem anderen Blatt.
Letztendlich, so lässt sich dieser Text abkürzen, geht es den Herrschenden im Westen immer nur um den erwünschten Regime-Change in jedem Land, welches sich nicht voll und ganz dem Liberalismus ergibt. So war es zuletzt in Libyen, dem Irak, beim Versuch desselbigen in Syrien und ebenso sind die Vorgänge auf dem Kiewer Maidan in dieselbe Kategorie einzuordnen.
Der Präsident Serbiens, Slobodan Milosevic, der 2006 wegen nachweislich unterlassener Hilfeleistung während des Den Haager Tribunals verstarb, erkannte das seinerzeit recht früh am Beispiel der gezielten Destabilisierung Jugoslawiens durch NATO und EU:
„(…) Eine unabhängige und vereinigte Bundesrepublik Jugoslawien wurde eine längerfristig erfolgreiche Lösung für die südslawischen Völker. Sie war ein Bollwerk der Blockfreienbewegung. Mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion und der Ostblockwirtschaft war sie die übrig gebliebene sozialistische Regierung, die für die kapitalistische Kontrolle Osteuropas eine Bedrohung darstellte.
Mit ihrer gemischten Wirtschaft bot sie den ehemaligen Ostblockländern ein Beispiel für die Wiederbelebung ihrer wirtschaftlichen und politischen Unabhängigkeit. Mit einer erfolgreichen, funktionierenden Bundesrepublik Jugoslawien gab es den lebendigen Beweis, dass die Geschichte eben nicht am Ende, dass mehr als ein Wirtschaftssystem möglich war (Bezugnahme auf F. Fukuyama, d.V.). (…)
Ausländisches Kapital und geopolitische Interessen der USA betrachteten dies als ein gefährliches Hindernis für ihre Pläne für eine neue Weltordnung, Globalisierung und neuen Kolonialismus.“
(S. Milosevic: Erklärung zur Illegalität des Den Haager „Tribunals“ vom 30.8.2001, zitiert in: Die Zerstörung Jugoslawiens. Slobodan Milosevic antwortet seinen Anklägern, 2022)
Weitere Informationen und Texte: http://www.free-slobo.de/
Doch zum Abschluss zurück nach Srebrenica, dem angeblichen Massaker an mehr als 8000 Moslems im Jahr 1995, für das der damalige Befehlshaber der bosnisch-serbischen Armee, Ratko Mladic und der damalige Führer der Serben in Bosnien, Radovan Karadzic lebenslang im Gefängnis werden sitzen. Und wie es eben wirklich war…
Wesentliche Teile der Operation der serbischen Armee, die zur Einnahme der Moslem-Enklave Srebrenica führten, ließ Ratko Mladic damals filmisch begleiten. Auch wenn die daraus entstandene Dokumentation mit fast drei Stunden relativ lang geworden ist, lohnt sich das Anschauen allemal, um die Vorgehensweise des Westens, seiner Medien und seiner auf Moral basierenden Taktik an diesem konkreten Beispiel nachvollziehen und studieren zu können.
Wer den Komplex Srebrenica und seine Folgen durchdringt, der fällt eben auch nicht auf ein Bucha herein.